Mit den Eltern auf dem Gipfel stehen, das zählt zu den prägenden Erinnerungen an seine Kindheit. Dabei war es für den heutigen Bergführer Stefan Adam einfach nur normal. Zunächst gehörten die Berge rund um seine Heimat Mittenwald zu den regelmäßigen Zielen, die die Familie ansteuerte – darunter zum Beispiel die Viererspitze (2054 m). Später wurde der Radius größer und die Gegend rund um Zermatt avancierte zur beliebten Wanderregion. In seiner Jugend kletterte er alles „was in der Gegend so ging“ und stieg in die gerade aufkeimende Berglauf-Szene ein. Nach seiner Zeit als Heeresbergführer bei der Bundeswehr baute er mit seinem Geschäftspartner Bernd Eberle die „Bergschule Alpenwelt Karwendel“ auf und vermittelt seinen Gästen bis heute die wichtigsten Elemente des Bergsteigens und dass manchmal das Weniger einfach mehr ist.
Warum bist du Bergführer geworden?
Das hat sich einfach so ergeben. Es war nicht mein Wunsch, den ich schon immer hatte. Ich bin einfach gerne draußen unterwegs und ziehe das Arbeiten im Freien jeder „Indoor-Tätigkeit“ vor. Ich möchte unseren Teilnehmern aber natürlich auch die Schönheit unserer Natur in der Zugspitz Region vermitteln. Und dazu zählt auch, dass es nicht immer der höchste Gipfel sein muss oder die bekannteste Aussicht – es sind meist die kleinen und versteckten Flecken, die die meisten Emotionen hervorrufen.
Was macht einen guten Bergführer aus?
Das kommt natürlich drauf an. Geübte brauchen für richtig schwere Touren einen Bergführer, der sie begleitet. Hier bei uns – und das ist auch einer der Schwerpunkte unserer Bergschule – geht es auch um „gemütlichere“ Touren, die Leute in Bergregionen bringen, die sie sonst nicht erreichen würden. Wenn wir mit Gästen einen Klettersteig gehen, geht es die ersten 20 Minuten fast ausschließlich um die Technik-Basics. Da spürt man wieder, dass viele Menschen in den Sport gar nicht mehr so hineinwachsen wie wir früher, wo die Eltern und Großeltern einem gezeigt haben, worauf es ankommt. Dieses Wissen zu vermitteln und dafür zu sorgen, dass sich die Teilnehmer am Berg leichter tun, das ist unser Ziel und unsere Aufgabe. Persönlich finde ich wichtig, dass ein Bergführer auch immer das Erlebnis selbst näherbringen muss und dass es nicht immer nur ums beste Foto, den höchsten Gipfel und um die meisten Höhenmeter geht.
Der Spitzenwanderweg verbindet auf 200 Kilometern die Natur- und Kulturhighlights der Zugspitz Region. Hast du eine Lieblingsetappe?
Da bin ich vorgeprägt. Ich mag den Bereich rund um die Soiern einfach sehr, weil er so ursprünglich ist. Auf der anderen Seite hat der Spitzenwanderweg so viele Etappen, dass man sich für jede Jahreszeit einfach die passende Route raussuchen kann.
Wo bist du privat in der Zugspitz Region unterwegs?
Nach all den Jahren ist und bleibt für mich der Schachen übers Oberreintal einfach etwas Besonderes. Und das Dammkar würde ich auch dazu zählen. Das ist eigentlich der Ort, an dem wir in unserer Jugend am meisten geklettert sind.
Welche Ausrüstung sollte man sich als Berg-Neuling anschaffen?
Gutes Schuhwerk, Wetterschutz und ein gutsitzender Rucksack, das ist für mich das Grundlegende. Wer weiß, wie man Stöcke richtig einsetzt, sollte auch diese mitnehmen. Und eine Karte (zum Beispiel vom Landesvermessungsamt) für die Orientierung und um sich mit der Umgebung vertraut machen zu können. Wer Klettersteige gehen möchte, braucht natürlich noch weiteres Equipment.
Wann sollte man sich einen Bergführer buchen?
Grundsätzlich ist es immer gut jemanden dabei zu haben, der sich auskennt. Wer sich unsicher fühlt oder ein Level höher gehen möchte, als er es bisher schon getan hat, der sollte sich einen Bergführer buchen. Wir bringen jeden an sein Ziel, dabei ist uns als Bergführer aber immer wichtig, dass der Gast auch etwas davon hat.
Eine Sache, die du neuen Bergsteigern mit auf den Weg geben möchtest?
Das Weniger ist das Mehr. Man sollte in dem Bereich bleiben, in dem man etwas davon hat, wo man sich sicher fühlt und nicht überfordert ist. Wenn man in einen anderen Bereich gehen möchte, muss man auch etwas dafür tun und kann sich dafür natürlich immer jemanden an seine Seite stellen, der einem dabei hilft.